Donnerstag, 11. Mai 2017

Enttäuscht

Ich bin enttäuscht. So enttäuscht.

Nicht, dass wir nur auf Landesebene medientechnisch ignoriert werden - nein, nun auch lokal.

(Nein ich mache nicht (nur) die Mieden an unseren vermeintlichen Untergang schuld, das is aber ne andere Geschichte)

Ich kandiere das erste mal zu einer Landtagswahl und darf das erste mal den Landtag wählen.
Ich kandidiere auf der Liste und als Direktkandidatin im WK 81.

In den vergangenen Tagen wurden alle DK aus dem WK 81 vorgestellt (SPD, CDU, FDP, Grüne, Linke).
Ich bin die 6. im Bunde.


Ich wurde nicht vorgestellt.
Ich wurde nicht angefragt.

So schrieb ich an die WN, Lokalteil Greven, in der Hoffnung, dass die Mail in unserem Serverausfall verschwunden ist.

Falsch gedacht.

„Sehr geehrte Frau Janat,

bei der Kandidatenvorstellung für den Wahlkreis 81 haben wir die Entscheidung getroffen, nur jene Parteien und ihre Spitzenkandidaten vorzustellen, die entweder direkt gewählt werden könnten oder Chancen haben über die Liste ins Parlament zu ziehen. Das ist bei den Piraten, auch nach Einschätzung aller Demoskopen, nicht der Fall.  Daher verzichten wir auf ein entsprechendes Porträt.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Reske
Redaktionsleiter
Lokalredaktion Greven
Westfaelische Nachrichten/Münstersche Zeitung“

Ich bin schwer enttäuscht darüber. 
5 von 6 Kandidat*innen vorzustellen… bricht man sich einen Ast ab um auch Kandidatin Nummer 6 vorzustellen?

Wenn ich in meine politische Glaskugel sehe, bezweifle ich sehr, dass Dr. Ekkhard Grützner als FDP Kandidat im WK 81 direkt gewählt wird oder gar über Listenplatz 90 in den Landtag einzieht.

In Sachen lokaler Politikberichterstattung ist die WN in Greven mit dieser Vorgehensweise einzigartig isoliert. In 127 Wahlkreisen wird im Regelfall über alle örtlichen Direktkandidaten berichtet, selbst in den direkt benachbarten Wahlkreisen.

Letztendlich stellt sich die Frage:
 Wer hegt einen persönlichen Groll gegen die Piraten? Oder gar gegen mich als Person?

Samstag, 24. September 2016

Vorstellung zur Kandidatur #avnrw161

Sandra 22,
Münster -
studiere derzeit Soziale Arbeit an der FH in Münster
bin 2013 zu den Piraten gekommen
Derzeit Beisitzerin im KV Münster

Damals (2013) habe ich noch Poetry Slam gemacht und einen Text namens “Meilensteine” geschrieben.
Darin ging es um einen Menschen, der  gern die Welt verändern würde und alle Menschen glücklich machen möchte. Und am Ende sitzt dieser Mensch nur am Computer und schreibt Geschichten auf wie er die Welt verändert. Doch dieser Mensch steht niemals auf und ändert was.
Nach dem der Mensch dann schon einige Jahre tot ist, ändert sich durch diese Geschichten viele Dinge im Leben der Menschen, weil ihnen ein Licht aufgegangen ist.

Aber wir dürfen nicht warten. Diese Welt ändert sich viel zu rasant. Es passiert so viel.

Und ich will was ändern. Ich will nicht warten. Dann ist es vielleicht schon zu spät.
Ich möchte mich aktiv am Wahlkampf beteiligen. Ich möchte was ändern. Ich möchte auf diese Landesliste um im Landtag direkt etwas bewegen zu können.

Ich weiß, dass ich ziemlich jung bin und noch nicht allzu viel Erfahrung habe.
Ich bin mir aber sicher, dass ich eine Bereicherung für die Landesliste sein kann.

Ich habe bereits im Bundestagswahlkampf Menschen motivieren können.
Ich habe viele Menschen überzeugen können, auch über die Sozialen Medien.
Ich glaube aber auch, dass wir junge Menschen auf der Liste brauchen.

Ich verfolge die Arbeit im Landtag seit ich bei den Piraten bin, habe viele FraSis und Plenarsitzungen  gesehen.
Ich war selber im Jugendlandtag und durfte eine Rede zur Kennzeichnungspflicht von Polizisten halten.

Auch wenn man den Jugendlandtag mit der realen Arbeit eines MdL nicht vergleichen kann, wollte ich da gar nicht wieder weg und ich würde dort sehr gerne wieder hin, politische Reden halten und für unsere Ziele kämpfen.

Der Jugendlandtag hat mir nochmal deutlich gezeigt wie verkorkst das ganze ist, und dass das System ein Update braucht. Von unten an.
Wenn schon im Jugendlandtag Politik gemacht wird wie bei den großen, dann ist was kaputt.
Wenn bei der “Aktuellen Viertelstunde” ein Antrag mit dem Titel "Landeshaushalt - Finanzielle Lage des Landes NRW" von CDU und FDP behandelt wird, dann bin ich mir sicher, dass das nicht von den Jugendlichen kommt.
Und in der ganzen Debatte streiten die Jugendliche wie die Erwachsenen “Ihr habt…  und hättet ihr... und wir haben…. und überhaupt sind wir die geilsten”
Die Krönung des Ganzen: Anträge dürfen nur von der eigenen Partei angenommen werden. Hier SPD: die gegen einen Änderungsantrag von CDU/FDP stimmten, obwohl die Inhalte fast identisch sind.


Das geht damit weiter, dass wir Jugendliche dazu aufgefordert wurden uns “dem Anlass entsprechend zu kleiden” weil es schöner am Rednerpult und im Stream aussieht, wenn man ordentlich gekleidet ist. Ihr könnt euch ja denken, wer sich nicht daran gehalten hat - und trotzdem gut Politik und Beiträge gemacht hat.
Ich kann mich auch schick anziehen, aber dann, wenn ich das will und nicht, wenn man das von mir verlangt. Kleidung macht keine Politik. Wieso sollten wir einen Menschen mehr respektieren, der einen Anzug trägt als einen der nur im T-Shirt auftirtt?

Ich bin damals zu den Piraten gekommen, weil ich dort Menschen gesehen habe und diese Menschen haben mich direkt herzlich aufgenommen. Menschen die sich nicht verstellen und Spaß daran haben, was sie machen.

Ich habe Angst, dass uns das verloren geht.

Ich möchte, dass wir wieder verrückte Sachen machen, dass wir wir sind,
das gilt für den Wahlkampf
aber auch für die zukünftige Fraktion im Landtag.

“Nicht ganz so Scheiße wie die anderen” ist grandios.
Ja, bei uns ist viel schief gegangen. In der Fraktion lief nicht alles rund.
Aber die 20Piraten haben auch viel gut gemacht.
Sie haben mehr  Transparenz in den Landtag gebracht, in dem sie eigene FraSi streamten;
haben ermöglicht, dass viele Anhörungen über Stream verfolgt werden können und die Qualität dessen verbessert wurde
haben dafür gesorgt, dass die schrecklichen NSU-Verbrechen auch in NRW untersucht werden und z.B. eine Enquetekommission zum ÖPNV eingerichtet
Haben Formate geschaffen, um Betroffene direkt zu Wort kommen zu lassen (wie z.B. Fanhearing, Helferkonferenz, Pflegekonferenz)
Haben auch bei Anhörungen dafür gesorgt, dass nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Betroffene Stellung beziehen können
Haben Themen in den Landtag gebracht, die dort bislang keine Rolle spielten (Freifunk, Open Government, digitale Arbeitswelten)
Haben bei vielen Themen den Finger in die Wunde gelegt (G8/G9, beitragsfreie Bildung, Teilhabe, Überwachungsskandale, Flüchtlingsunterbringung …)

Aber da geht noch mehr. Es gibt noch sooo viel zu tun.

Ich weiß dass wir lernen können,
Ich weiß, dass wir besser werden können,
Ich weiß, dass wir das durchziehen werden.

Wieso aufgeben? Aufgeben ist eben keine Alternative.
Wir kämpfen um unsere Fraktion im Landtag NRW.

Wir alle sind immer noch hier, weil uns die Politik der anderen nervt. Die Politiker arbeiten nicht transparent, unehrlich. Wir können uns nicht direkt beteiligen.
Wir können alle 5 Jahre den Landtag wählen, aber wieso dürfen wir bei wichtigen Entscheidungen nicht direkt mitentscheiden?
Warum können Menschen unter 18 nicht auch ihre Stimme abgeben?
Sie sind genauso betroffen wie wir auch - und müssen viel länger mit unseren Entscheidungen leben.
Es gibt viele junge Menschen, die auch ihre Stimme abgeben wollen, die Dinge ändern wollen.

Wir haben einen langen Weg vor uns.
Wir müssen JETZT mit dem Wahlkampf beginnen,am Besten schon gestern.
Wir müssen alles tun.
Wir müssen den Menschen deutlich machen, warum dieses System Piraten braucht.


Was das System nicht braucht und auch nicht gebrauchen kann sind rassistische Parteien, die unter dem Deckmantel einer Protestpartei in den Landtag einziehen.
Kann es Wahlgewinner geben, wenn die AfD in den Landtag zieht? Bei all unseren Aktivitäten gilt also auch: AfD verhindern.

Lasst uns auch dafür kämpfen!

Lasst uns innerparteiliche Streitereien hinter uns lassen - unsere Zukunft ist: Respekt, Offenheit, Transparenz, Kommunikation.
So kommen wir weiter und wenn es nur kleine Schritte sind - es ist immer ein kleines Stück voran.

Wir schaffen das.
Für alle Menschen,
für unsere Freunde,
für unseren Familien,
für unsere Kinder -
für uns.

Sonntag, 16. August 2015

Meine Rede zur Freiheit statt Angst Demo am 15.08.2015 in Münster

Hey,

meine erste politische Rede war 2012 zu ACTA. Damals hatte ich wenig Ahnung von Politik und fand alles fürchterlich kompliziert und habe mich sehr über die Politik und die Politiker aufgeregt! Heute bin ich selber in einer Partei und habe viel über Politik gelernt. ... Und alles ist noch viel viel schlimmer.

Dieter Hildebrandt sagte eins so schön: „Mich regt die Tatsache auf, dass sich niemand aufregt.“
Das passt wie die Faust aufs Auge.

Hier müsste eigentlich jeder Mensch aus Münster stehen, mindestens, und SO laut sein, dass DIE in Berlin uns hören.

Wo, verdammt noch mal, bleibt der Aufschrei? 

Man tuschelt in der Bahn mit der Freundin, 
man schließt die Toilettentür ab, 
man klebt Briefe zu, 
geht zum telefonieren an einen Ort wo niemand mithört - also, man glaubt es zumindest - 
macht die Gardinen zu wenn der Nachbar im Garten ist und rüberschaut, 
aber es ist ok, dass die Regierung unsere Kommunikationsdaten hat und speichert?

Wir müssen die Menschen aufklären. 
Es ist gar nicht greifbar, was die NSA für Daten über uns hat. Das ist nicht vorstellbar. Allein in Uhta gib es ein Datencenter, das so groß ist wie 1/3 von Münster. 1/3 Münster voller Privatsphäre. Die Speichermedien werden immer kleiner und man kann immer mehr drauf speicher - ich wil gar nicht weiter drüber nachdenken.. Schon jetzt soll dort Speicherplatz von über 100Terrabyte für jeden einzelnen Menschen dieser Welt verfügbar sein... 

Man hört immer aus der DDR-Zeit wie sie mitbekommen haben, dass sie überwacht wurden: Das knacken in der Telefonleitung, vielleicht mal das Gefühl verfolgt zu werden.
Heute ist das einfach. Still und leise. 
Und nur ein kleiner Teil stört sich daran. Es scheint alles so weit weg und unreal zu sein. Dabei werden wir immer und überall überwacht.

Wir müssen uns überlegen, wie wir all den Menschen die heute nicht hier sind erklären können, was es heißt überwacht zu werden. Wir müssen ihnen zeigen welche Daten fremde Menschen von ihnen haben und was diese damit anstellen können.
Wir müssen aufzeigen, welche Gefahren sich dahinter verbergen.

Überwachung im ganzen Land - unsre Antwort: Widerstand!
Unsere Aufgabe ist es weiter zu machen.
Wir müssen denen da oben zeigen, dass das so nicht funktioniert.
Wir müssen die Bürgerbewegungen unterstützen, die sich gegen den Überwachungswahn einsetzen, sei es mit Menpower, Spenden oder Werbung.
Wir müssen die Parteien stärken, die sich wirklich und zu 100% gegen Überwachung aussprechen. 
JEDER von uns kann etwas tuen.


Wir dürfen die Regiergung nicht mit einem blauen Auge davon kommen lassen. 
Verdammt noch mal, wir müssen auf die Straße gehen.
Unsere Daten gehören uns. 


Ich will frei meine Gedanken, meine Meinung sagen, ich will mit meinen Freunden kommunizieren - 
ohne Angst zu haben, dass jemals mich jemand damit erpresst ....
ohne Angst zu haben, dass ich unter Generalverdacht stehe...
ohne Angst zu haben, dass fremde Menschen meine privaten Geheimnisse kennen...

Edward Snowden ist ein Held.
Chelsea Manning eine Heldin.
Die Menschen von Netzpolitik.org sind Helden. 
Haltet durch in dieser Zeit - wir stehen hinter euch.
Wir unterstützen Netzpolitik.org heute z.B. durch das Verteilen der Landesverrats-Dokumente 

Wir brauchen mehr solcher Menschen die mutig sind sich aufzulehnen.

Und irgendwann werden es alle verstehen, was sie aufgedeckt haben - sie werden die Gefahr erkennen.
Hoffentlich wird es dann nicht zu spät sein.


„Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ Benjamin Franklin

Danke - viel Spaß noch



Ein Teil der Rede gibt es als Video hier:

 

Freitag, 17. April 2015

Ich will meine Stimme nicht abgeben - SÄA001

tl;dr
SÄA001 ablehnen
Delegiertensystem ok, wenn ich frei deligieren kann

Ich hatte gestern einen Blogpost von mir wieder herausgekramt, in dem ich schrieb wie toll ich es finde, dass jeder zum Parteitag der Piraten kommen darf und dort auch abstimmen darf, dass ich dafür nicht delegiert sein muss. 
Das ist toll und teilhabe. Das ist Basisdemokratie. 
Ich fahre zum Parteitag und stimme für das, was ich am sinnvollsten halte. 

Jetzt gibt es einen SÄA der genau das auf Landesebene in NRW nicht mehr vorsieht.
Hier der SÄA001
 Dieser sieht ein Delegiertensystem mit ca 300 Leuten vor.
Hierbei soll aus jeder Kreis einen Anteil von Delegierten bekommmen, die zum Parteitag dürfen.
Ich will gar nicht über diese Rechnung schreiben, weil allein die Idee dazu Quark ist - da ist es dann halt auch egal, wie man das ausrechnet.

Die Versionen, wer an Delegiertenparteitage Rederecht haben ist mehr als frech.
Unfassbar. Echt.

Ja, die Beteiligungen am Parteitag werden immer weniger. Aber auch nicht nur an den Parteitagen. Viele Aktive sind weg, vergrault worden oder haben andere politische Heimaten gefunden.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass wir nur noch so wenige auf diesen Parteitagen sind. 
Natürlich spielen finanzielle und auch zeitliche Gründe dabei eine Rolle. 
Aber es fehlt auch vielen die Motivation etwas für diese Partei zu tun.
Wir müssen also mehr motivieren. 
Motivieren wieder aktiv zu werden. In den KV's, Abgeordnete in Kommunen und Ländern unterstützen, Aktionen planen. Das Gefühl Pirat zu sein wieder aufleben lassen. 

Für einen Parteitag wären z.B. politische Diskssionen toll. Dafür brauchen wir aber Menschen, die politische Anträge stellen und wir müssen dafür einiges an Zeit einplanen. 
Wieso werden Anträge (z.B. Positionspapiere) geschrieben, auf dem Parteitag diskutiert und zurückgezogen, um diesen Antrag zu überarbeiten und noch mal zur Abstimmung gestellt?
Hört sich in der Theorie gut an. 
ABER ES BLEIBT AUCH IMMER THEORIE!

Um erst mal wieder auf den Antrag zurück zu kommen:

Ein Ziel dieses Antrages ist die Parteifinanzierung. Unter anderem das sparen von Geld.
Was ist mit Mensch passiert, der es okay findet, ein Delegiertensystem zu schaffen, um Parteifinanziergung abzugreifen?
Der es okay findet Finanzen als wichtiger hinzustellen, als dass jeder in diesem LV Stimmrecht hat?
Bessere Finanzen statt Basisdemokratie in einer Partei die sich genau das auf die Fahne schreibt?
Geld ist wichtig. Aber ich verstehe nicht, was da verkehrt läuft. 

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr tut es weh, desto lauter will ich schreien und weinen.
Das ist nicht die Partei in die ich mal eingetreten bin, für die ich Wahlkampf gemacht habe, die ich immer und immer wieder verteidige.
Weil sie ganau das will, was richtig ist: Basisdemokratie. Teilhabe. Mitbestimmung. Nicht nur in der Partei. 

Auf der Mailingliste wurde mehrmals geschrieben, dass dieser Antrag die Umsetzung eines Ziels der Piratenpartei sei:

Mehr Teilhabe
Wir Piraten streben eine möglichst hohe demokratische Gleichberechtigung aller Menschen an. Deswegen ist es *Ziel der Piratenpartei*, die direkten und *indirekten demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten jedes Einzelnen zu steigern* und die Partizipation jedes einzelnen Mitbürgers an der Demokratie zu fördern.

Wir könnten tausend andere Sachen ausprobieren.
Zum Beispiel einen dezentralen Parteitag. Oder etwas mit flexiblen Delegationen.
Beides Punkte, die einen hohen Aufwand bedeuten, keine Frage. Aber auch starre Delegationen wie in SÄA001 bedeuten einen riesigen Aufwand. Es müssen vor den Delegiertenparteitagen ja auch die Delegierten gewählt werden. Jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt muss erst regionale Wahlveranstaltungen durchführen. Und wofür? Damit die fünf anwesenden Piraten ihren Delegierten wählen.

Ich will meine eigene Stimme nicht abgeben. Ich will selber abstimmen. Ich will für die Sachen abstimmen, die ICH für richtig halte.
Ja, ich kann mich als Delegierte aufstellen. Aber ich will niemanden Rechenschaft über mein Abstimmverhalten schulden.
Viel lieber will ich delegieren wenn ich es möchte. An wen ich möchte. Und wann ich möchte. Vielleicht nur für Samstag und am Sonntag komme ich selbst. Flexibel. 

Piraten stehen für Meinungsvielfalt. Meinungsvielfalt geht bei 300 Menschen aber schwer. 
Je weniger Menschen, die mehrere Meinungen vertreten müssen, desto weniger Meinungsvielfalt. Und wie soll ein Mensch z.B. aus Münster die Meinungsvielfalt des KV Münsters unter einen Hut bekommen?

Ein weiterer Nachteil ist, dass sich Delegierte kennen werden. Diese können sich in Hinterzimmern absprechen. Kompromisse schaffen wie "Wenn ich deinen Antrag unterstütze, unterstützt du meinen Kandidaten" 
Das ist Hinterzimmerpolitik. Wir wollen keine Hinterzimmerpolitik.
Das ist intransparent. Wir wollen aber genau das Gegenteil.

Was ist mit Datenschutz? 
In meinem KMV würde ich z.B. nur wirklich in den Kreisvorstand gewählt, wenn ich meinen ganzen Namen preisgebe. Man will ja wissen, wen man sich da wählt (aha).
Ich will meinen Nachnamen nicht preis geben. Also kann ich halt auch nicht Delegierte werden, weil sie da bestimmt auch meinen Nachnamen wissen wollen.

Aber was rede ich da. Wird dieser Antrag durchgesetzt, ist das nicht mehr mein Landesverband. 

Dienstag, 28. Oktober 2014

Offener Brief an den Innenminister Jäger, NRW, zu HoGeSa. "Herr Innenminister, ich hatte Angst"

Lieber IM Jäger,

als ich den Aufruf zur Demo HoGeSa (angemeldet durch den stellv. Vorsitzenden Landesvorstand von Pro NRW der vorher auch Versammlungsleiter war aber von seiner Partei genötigt wurde, dies zu unterlassen) sah, war mir klar, dass ich dort hinfahren werde und an der Gegendemonstration teilnehmen werde. Gegen Nazis. Immer und Überall. Mehr dazu: 

Am Sonntagmorgen fuhre ich gegen 12:30 Uhr mit Daniel Düngel / @rwolupo nach Köln. Schon am Bahnhof Oberhausen trafen wir eine Gruppe von ca. 50 oder mehr Hooligans und NeoNazis (im weiteren einfach nur Nazis). Ich fühlte mich von der großen Gruppe Menschen, die bereits am frühen morgen betrunken ist und laut merkwürdige Parolen gröhlt, bedroht. 

Schon vor einigen Tagen wurde bekannt, dass weit mehr als 1000 Leute auf Facebook der Veranstaltung zugesagt haben. Wieso wird nicht gehandelt? (Der Polizeieinsatzleiter sagt gerade in der Pressekonferenz, dass sogar mit 4000 Hooligans gerechnet wurde)
Städte mit vielen Hooligans und Nazis sollten meiner Meinung nach bei der Polizei bekannt sein. Und genau da hätte bereits Polizei vor Ort sein müssen. 
Im Bahnhof Oberhausen hätte Polizei stehen müssen. Sie hätten in den Zug steigen müssen und die Gruppe begleiten müssen.

In Duisburg ist eine riesen Gruppe von mehr als 100 Hooligans und Nazis in den Zug dazugestiegen. Viele Menschen haben sich in den ersten Zugteil gequetscht, um nicht mit den laut gröhlenden Hools in einem Wagon sitzen zu müssen. Aber again: Wo war die Polizei? 

In Düsseldorf ist ebenfalls eine sehr große Gruppe dazu gestiegen. Und wieder: Wo war die Polizei?

Ich hatte ja noch ein wenig die Hoffnung, dass in Köln Messe Deutz ein paar Polizisten dazu steigen. Ich sollte einfach aufhören zu hoffen.

In Köln habe ich direkt aus den Fenstern geschaut um zu sehen wie das am Bahnsteig aussieht. Ich habe zwei Gruppen von ungefähr 10 Polizisten gesehen. An zwei verschiedenen Stellen. 

Wir stiegen vorne aus und blieben auf Abstand zu den Treppen. Der Zug erbrach Hunderte Hooligans und Nazis und es hörte nicht auf. Sie riefen rechte Parolen und waren vermummt. Sagen wir mal so: Hätten sie uns verprügeln wollen, auch normale Reisende, wäre ihnen das ohne große Anstrengung gelungen. 
Ich hatte Angst. Sie waren laut und waren betrunken.

Als nächstes sind Daniel / @rwolupo und ich zu den letzten Gleisen 10/11 gegangen, wo man den Breslauer Platz gut sehen konnte. Bereits diese Anzahl an Hooligans und Nazis waren sehr erschreckend und beängsigend. 
Die Hooligans und Nazis waren mit Flatterband "eingekesselt".
Letzte Woche, als ich in Wuppertal war, waren 40 Nazis mit Hamburger Gittern eingezäunt. Die Gegendemo war auch nicht besonders riesig. 
Wieso waren die Nazis und Hooligans nicht so eingezäunt? 

Als wir duch den Bahnhof zurück gingen, liefen im Tunnel vereinzelt Hooligans und Nazis in Gruppen rum. Besonders viel Polizei war weder oben vom Bahnsteig zu sehen, noch im Tunnel.

Am Dom angekommen war nicht so viel los wie auf der anderen Seite. Noch währen wir uns ein wenig orientierten stürmten plötzlich Antifaschisten zum Haupteingang. Einer größeren Gruppe Hooligans und Nazis war es gelungen bis zu den Türen zu kommen. Die Polizei war ziemlich überrascht und eilte zur Tür. Aus meiner Beobachtung aus glaube ich, kam es zu keinem direkten Kontakt beider Gruppen. Laute Antifa-Rufe gab es. 

Die Polizei schloss erst darauf hin alle Türen des Haupteinganges bis auf zwei Türen rechts und links und stellte vor die geschlossenen Türen Hamburger Gitter auf.

Aber ich hatte Angst.
Die Hooligans waren in Stimmung. Gewaltiger Stimmung es krachen zu lassen. 
Die wenige Polizei konnte doch nicht überall sein, um uns vor ihnen zu Beschützen? Auf den Bahnhofsvorplatz kommt man ja immerhin nicht nur von einer Seite.

Die Hooligans und Nazis haben darauf hin noch mindestens zwei mal versucht zu uns vorzudringen. 

Als es auf Twitter hieß, die Demo der Hooligans und Nazis würde bald losziehen, sind Daniel / @rwolupo und ich wieder zum letzten Gleis hin. Und das was ich dort sah verschlug mir endgültig die Sprache.
Dort unten standen 2500-3000 Nazis und Hooligans, vielleicht auch mehr, vereint. Man sah Deutschlandfahnen. 
Noch immer waren sie nur mit Flatterband umzäunt. 

Herr Jäger, bei jedem Fußballspiel sind mehr Polizisten im Einsatz. Und wieso kommt man auf die Idee, bei einer solchen Demonstration Flatterband zu benutzen? Stellen Sie sich mal vor, die Hooligans und Nazis wäre plötzlich einfach los gelaufen... Durch den Bahnhof marschiert geradewegs auf uns zu? Durch Reisende, Antifas, aber auch ältere Menschen, Mütter mit Kindern.

Herr Jäger, wieso konnte sowas MITTEN in Köln zu gelassen werden? 
Sie sollten es besser wissen, dass Hooligans nicht irgendwo hinkommen und seelenruihg durch die Straße laufen und Konfetti und Glitzer werfen. 

Nachdem die Nazis und Hooligans losgezogen waren, sollten auch wir losziehen. Jemand sagte durch ein Megafon, dass wir dort in Seh- und Hörweite der Hooligans und Nazis kommen sollten. 
Das machte noch mehr Angst. Würden sie uns sehen oder gar hören, sie würden wahrscheinlich los stürmen.
Nach und nach kam die Meldung über Twitter rein, dass die Nazis und Hooligans eskalierten und Anwohner und Journalisten angriffen.
Als wir laut los zogen sei die Veranstalung beendet worden und einzelne Gruppen zogen durch Köln.
Wir entfernten uns vom Bahnhof und der Demo.
Sie hätten in jeder Gasse lauern und uns angreifen können.

Natürlich, Herr Innenminister, ich hätte die Veranstaltung verlassen können. Aber soll ich tatsächlich meine Gruppe alleine lassen? All die Gegendemonstranten? Ich hätte mich schlecht gefühlt. Fürchterlich schlecht. Freunde lässt man nicht im Stich. Ich bin überzeugt davon, dass es Menschen mit normalen Verstand braucht, die sich diesen menschenverachtenden Gruppe in den Weg stellt. 

Plötzlich standen wir an einem Platz mitten in Köln. Die Versammlung wurde aufgelöst, kurze Zeit später fuhren die ersten Polizeiwagen weg.
Eine große Gruppe ging zum AZ.  Wir wollten zum Bahnhof. Nach Hause reisen. 

Auf Twitter lasen wir, dass vereinzelte Gruppen Nazi und Hooligansgruppen wieder am Breslauer Platz waren. Wasserwerfer wurden eingesetzt. 

Wir setzten uns in die U-Bahn. Nervös dem entgegen denken, was uns gleich erwarten würde. Wir dachten die Chance sei hoch noch Züge ohne Hooligans und Nazis zu erwischen. 

Der Bahnhof war inzwischen von einer Seite abgesperrt. Türen dicht. 
Im Bahnhof liefen überall Nazis und Hooligans rum - in nicht gerade friedlicher Stimmung.
Ich hatte Angst mit Nazis und Hooligans einen Zug zu teilen, ich hatte Angst, denn sie waren schon lange nicht mehr friedlich.

Wir erwischten einen Zug ohne Nazis und Hooligans und verließen bedrückt, erschöpft, angeekelt und fassungslos Köln.

Herr Innenminister, übrig bleiben nun tausende von Fragen:
Wieso war keine Polizei in Zügen?
Wieso war so wenig Polizei an den Gleisen?
Wieso war bei dem gesamten Einsatz so wenig Polizei?
Wieso wurde die Versammlung nicht bereits beendet, als es Hitlergrüße, Stein- und Böllerwürfe sowie Vermmumung gab? (Bei letzteren werden weit aus kleiner Antifa-Demos dazu aufgerufen Vermummungen zu unterlassen und mit Versammlungsauflösung gedroht. Wieso hier nicht?)

Wie können Sie nur davon reden, dass dieses Polizeikonzept aufgegangen ist? 
Es wurden Schlagstöcke sowie Pfefferspray benutzt, so auch die Wasserwerfer, zudem ein Polizeiwagen umgeschmissen.
Herr Jäger, ein gelungenes Polizeikonzept sieht für mich anders aus.
Ich begrüße es sehr, dass sie versuchen weniger Polizei einzusetzen, auch im Stadion, aber hier war das ein großer Fehler. Wie kommt man auf so eine bescheuerte Idee?
Was hätte denn noch passieren sollen? 
Wann wäre es kein gelungens Polizeikonzept gewesen? 
Braucht es dafür noch höheren materiellen schaden? Mehr Verletzte? Vielleicht sogar Tote?

Lieber Herr Innenminister, es darf nicht sein, dass man Angst hat, wenn man gegen Nazis und Hooligans demonstriert. Es darf nicht sein, dass man sich allein wegen der Gruppe einschüchtern lässt.
Trotz dieser Angst, werde ich dem braunen Mob auch in Berlin und Hamburg entgegen treten und überallanders. Immer wieder. Irgendjemand muss was tun. Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. 
Was werden Sie gegen diesen braunen Mob tun?
Ich hoffe, dass Berlin und Hamburg besser mit der Situation umgehen. 

Überdenken Sie ihre Worte und gestehen Sie sich endlich mal Fehler ein. Verdammt noch mal.


Mit freundlichen Grüßen,
Sandra

Freitag, 24. Oktober 2014

Nazis blockieren - immer und überall?

Nationalsozialisten. Neo-Nazis. Nazis. 
Sie nehmen ihr Versammlungsrecht in Anspruch, um auf Kundgebungen und Demos ihre Ideologie zu verbreiten. In "schön" und nicht zu sehr rassistisch. 

Und jedes mal steht man vor der Frage: 
Wie reagieren wir? 

Vor und nach irgendwelchen Nazidemos wird man ja immer wieder mal in Diskussionen verstrickt, ob es nun sinnvoll, gar demokratisch ist, gegen Nazis zu demonstrieren oder sie sogar zu blockieren. 

Es werden Gegendemos angemeldet und zu Blockaden aufgerufen. Genauso, wie die Nazis von überall her mobilisieren, kommen auch Antifas aus dem ganzen Land angereist um gegen den braunen Mob zu demonstrieren. Ihnen zu zeigen, dass sie nicht erwünscht sind.

Doch ist das der richtige Weg?
Schenken wir den Nazis nicht damit die gewünschte Aufmerksamkeit? 
Springen wir damit nicht auf ihre Provokation an?
Man kann diese Frage mit "Ja" beantworten. Natürlich.

Gegner von Blockaden/Gegendemos sagen: Ignoriert sie einfach. Schotten dicht, Bürgersteige hochklappen, Geisterstadt. Nun, unterstellen wir mal, dass wirklich alle Anwohner die Fenster dicht, die Rolläden runter machten und wirklich niemand, der nicht Nazi oder Polizist ist, auf die Straße ginge. Was ist mit der Presse? Müsste nicht auch die Presse dann "still halten"? Wird die Presse still halten? Zauberwort: Pressefreiheit. 

Aber blicken wir mal in unsere Glaskugel. Was könnte passieren, wenn Nazis in Deutschland wirklich ungestört und ohne Gegenprotest ihre Sülze von sich geben würden

These 1: Wenn kein Gegenprotest sichtbar ist, machen die Nazis sich das zu eigen und werden (wie heute übrigens auch schon immer wieder) darüber berichten, dass offenbar viel schweigende Zustimmung im Volk herrscht und kaum Gegenprotest. 
Das könnte Menschen animieren, die sich nicht sicher sind, ob es falsch ist, rechts zu sein. Kein (oder wenig) Gegenprotest verbindet man halt mit einer guten Sache. 

These 2: Das internationale Ansehen würde beschädigt. Nicht nur, dass hier überhaupt Nazis demonstrieren dürfen, nein, sie tun dies auch noch völlig ohne Gegenwehr. Wie schnell wird der Vergleich zur NS-Zeit kommen?

These 3: Ohne Gegenprotest werden Nazidemos einen größeren Zulauf bekommen. Menschen, die auf populistische Parolen der rechten Parteien schneller reinfallen werden sich zunehmend solidarisieren und lernen: es ist kein Problem, dafür auf die Straße zu gehen. Sie trauen sich auf die Strasse zu gehen. 

Ziel von Blockaden ist es, dass die Nazis daran gehindert werden ihre Kundgebung zu machen. Ihnen die Demo/Kundgebung so schwer wie möglich zu machen. Das ist für uns der  richtige Weg. Solidarisch Nazis entgegentreten. Egal wann. Egal wo. Mit so vielen Menschen wie irgend möglich. 

Es kann nicht sein, dass sie ihr widerliches Gedankengut einfach so kundgeben können. 

Oder, zusammengefasst, wie ZSK es sagt: 

Unsere Stadt
Merkt euch das
Für euch ist kein Platz da
Alerta Alerta Antifascista

Wir stoppen eure Aufmärsche
Hetz-Propaganda
Alerta Alerta Antifascista

Egal wo ihr auftaucht
Wir sind zu erst da
Alerta Alerta Antifascista


Also: 

Sonntag, 26.10.2014, Köln 

Gruß,
@saendralein und @rwolupo

Dienstag, 16. September 2014

Warum Schulsozialarbeit so wichtig ist

Schon länger ist die Schulsozialarbeit ein Thema in der Haushalsdebatte im Landtag NRW, denn "Mit der Aussage, die Kosten für die Schulsozialarbeit nicht zu übernehmen, hat Andrea Nahles den Ball vom Bund zurück an das Land NRW und die Kommunen gespielt." [1]

Und diese haben kein Konzept.
"Die Landesregierung hat trotz mehrmaligen Ankündigungen in den Verhandlungen mit dem Bund keine befriedigende Lösung der Finanzierung der Schulsozialarbeit in NRW erreicht. Bis heute ist kein schlüssiger Plan B bekannt und vorhanden. Die Landesregierung trägt die Verantwortung dafür, dass zum neuen Schuljahr vielerorts die erfolgreiche und von ihr selbst gelobte Schulsozialarbeit zusammengekürzt wird. Es ist nötig jetzt zu handeln und die nötigen Mittel bereit zu stellen und sie durch ein Landesprogramm auch für die nächsten Jahre sicherzustellen" [3]
Den Kommunen fehlt vielerorts das Geld. Andere Schulen haben nicht mal Schulsozialarbeiter.


Schulsozialarbeit ist einer der wichtigsten Sachen, die eine Schule braucht, finde ich.
Dafür gibt es ganz simple Gründe:

(Achtung, Zitat aus einem CDU Antrag)
"Die  Schulen, an denen Schulsozialarbeiter im Einsatz sind, wollen nicht  mehr auf ihre Arbeit verzichten. Ihre Aufgaben reichen von  Elterngesprächen und Hausbesuchen über die Zusammenarbeit mit den  Jugendämtern bis hin zu Suchtprävention und Unterstützung bei  Mobbingfällen. Nicht selten sind Schulsozialarbeiter in  Krisensituationen die einzig gewollten Gesprächspartner von Schülerinnen und Schülern. Sie erfüllen Aufgaben, die die Lehrerin-nen und Lehrer im  Schulalltag häufig nicht mehr leisten können. Schulsozialarbeiter schaffen daher Raum für die Kernaufgabe an den Schulen in Nordrhein-Westfalen, für das Unterrichten. Dies trifft vor allem auf Schulen zu, die aufgrund der Zusammensetzung ihrer Schüler-schaft besonders intensive pädagogische Arbeit leisten müssen, wie z. B. auf  Schulen in sozialen Brennpunktregionen." [2]

Ich hatte an meiner alten Realschule nur Vertrauenslehrer. Ganz normale Lehrer mit einer Fortbildung, die ich vielleicht sogar noch im Unterricht hatte.
Es waren zwei Lehrerinen. Ich kam mit beiden gut aus. Aber auf einer ganz anderen Ebene.

Ich hatte ein Problem. Nein, sogar mehrere kleine. Und ich wusste nicht wohin damit. 

Irgendwann habe ich mit zwei anderen Lehrerinnen gesprochen, denen ich vertraute. Zu einem meine damalige Klassenlehrerin und zum anderen meine Lieblingslehrerin.
Heute bereue ich das.

Im Grunde habe ich nicht mal richtig Hilfe bekommen.
Die Klassenlehrerin gab mir eine Telefonnummer bei der ich mich melden sollte, die Menschen da könnten mit weiter helfen. 
Als hätte ich da jemals angerufen... Als hätte ich jemals mit dem Gedanken gespielt dort anzurufen... Ich wollte mich keinen weltfremden Menschen anvertrauen. Nicht am Telefon. 

Erst im Laufe der Zeit erfuhr ich, dass Lehrer keine Schweigepflicht haben.
Und so haben diese sich mit meinen Eltern zusammen gesetzt.
Die Klassenlehrerin hat sogar dem Schulleiter davon unterrichtet. Eine Dritte Person, die mich kannte. Eine Person, wo ich nicht wollte, dass diese es erfährt.
Ich bin sauer und enttäucht, dass meine Eltern davon erfahren haben.
Das meine Lehrerinnen mein Vertrauen "missbraucht" haben.

Manchmal helfen nicht nur nette Worte, sondern Taten.
Aus diesem Misstrauensbruch heraus habe ich alles weitere totgeschwiegen.
Habe so getan, als wäre alles wieder gut.
Ich hatte keine Lust auf Gespräche mehr mit meinen Lehrern. 
Keine Lust auf dumme Fragen meiner Eltern.

Es ist wichtig, dass Kinder/Jugendliche neben Freundinnen und Freunde, Eltern und Lehrer noch eine Bezugsperson haben, die einfach da ist.
Eine Person, mit der sie nicht Tage und Nacht verbringen.
Eine Person, die nicht die Eltern sind, denn vor allem in der Pubertät wird die Beziehung zu den Eltern eine andere.
Und zu Lehrern haben, wie ich oft fest stellen durfte, viele Kinder/Jugendliche keine gute Beziehung. Lehrer sind Menschen die da sind um Dinge beizubringen. Und wollen in den Augen von den Kindern/Jugendlichen oft nichts Gutes (Hausaufgaben, Strafarbeiten etc.)
Viele Kinder/Jugendliche sind froh, wenn sie raus aus der Schule sind und die Lehrer nicht mehr sehen müssen.

Ich hätte damals Schulsozialarbeiter gebraucht. Dringend.

Nicht alle Kinder/Jugendliche sind in einem Jugendzentrum angebunden oder in anderen Einrichtungen der Kinder/Jugendarbeit. 
Und hier muss die Schulsozialarbeit einspringen.
Es reicht kein "Sorgentelefon" - Kinder/Jugendliche brauchen einen Menschen, der da ist, den man schon mal gesehen hat, den man kennt, der einen aufmundernt anlächelt.

Die Schulsozialarbeit muss dringend erhalten bleiben!