Dienstag, 28. Oktober 2014

Offener Brief an den Innenminister Jäger, NRW, zu HoGeSa. "Herr Innenminister, ich hatte Angst"

Lieber IM Jäger,

als ich den Aufruf zur Demo HoGeSa (angemeldet durch den stellv. Vorsitzenden Landesvorstand von Pro NRW der vorher auch Versammlungsleiter war aber von seiner Partei genötigt wurde, dies zu unterlassen) sah, war mir klar, dass ich dort hinfahren werde und an der Gegendemonstration teilnehmen werde. Gegen Nazis. Immer und Überall. Mehr dazu: 

Am Sonntagmorgen fuhre ich gegen 12:30 Uhr mit Daniel Düngel / @rwolupo nach Köln. Schon am Bahnhof Oberhausen trafen wir eine Gruppe von ca. 50 oder mehr Hooligans und NeoNazis (im weiteren einfach nur Nazis). Ich fühlte mich von der großen Gruppe Menschen, die bereits am frühen morgen betrunken ist und laut merkwürdige Parolen gröhlt, bedroht. 

Schon vor einigen Tagen wurde bekannt, dass weit mehr als 1000 Leute auf Facebook der Veranstaltung zugesagt haben. Wieso wird nicht gehandelt? (Der Polizeieinsatzleiter sagt gerade in der Pressekonferenz, dass sogar mit 4000 Hooligans gerechnet wurde)
Städte mit vielen Hooligans und Nazis sollten meiner Meinung nach bei der Polizei bekannt sein. Und genau da hätte bereits Polizei vor Ort sein müssen. 
Im Bahnhof Oberhausen hätte Polizei stehen müssen. Sie hätten in den Zug steigen müssen und die Gruppe begleiten müssen.

In Duisburg ist eine riesen Gruppe von mehr als 100 Hooligans und Nazis in den Zug dazugestiegen. Viele Menschen haben sich in den ersten Zugteil gequetscht, um nicht mit den laut gröhlenden Hools in einem Wagon sitzen zu müssen. Aber again: Wo war die Polizei? 

In Düsseldorf ist ebenfalls eine sehr große Gruppe dazu gestiegen. Und wieder: Wo war die Polizei?

Ich hatte ja noch ein wenig die Hoffnung, dass in Köln Messe Deutz ein paar Polizisten dazu steigen. Ich sollte einfach aufhören zu hoffen.

In Köln habe ich direkt aus den Fenstern geschaut um zu sehen wie das am Bahnsteig aussieht. Ich habe zwei Gruppen von ungefähr 10 Polizisten gesehen. An zwei verschiedenen Stellen. 

Wir stiegen vorne aus und blieben auf Abstand zu den Treppen. Der Zug erbrach Hunderte Hooligans und Nazis und es hörte nicht auf. Sie riefen rechte Parolen und waren vermummt. Sagen wir mal so: Hätten sie uns verprügeln wollen, auch normale Reisende, wäre ihnen das ohne große Anstrengung gelungen. 
Ich hatte Angst. Sie waren laut und waren betrunken.

Als nächstes sind Daniel / @rwolupo und ich zu den letzten Gleisen 10/11 gegangen, wo man den Breslauer Platz gut sehen konnte. Bereits diese Anzahl an Hooligans und Nazis waren sehr erschreckend und beängsigend. 
Die Hooligans und Nazis waren mit Flatterband "eingekesselt".
Letzte Woche, als ich in Wuppertal war, waren 40 Nazis mit Hamburger Gittern eingezäunt. Die Gegendemo war auch nicht besonders riesig. 
Wieso waren die Nazis und Hooligans nicht so eingezäunt? 

Als wir duch den Bahnhof zurück gingen, liefen im Tunnel vereinzelt Hooligans und Nazis in Gruppen rum. Besonders viel Polizei war weder oben vom Bahnsteig zu sehen, noch im Tunnel.

Am Dom angekommen war nicht so viel los wie auf der anderen Seite. Noch währen wir uns ein wenig orientierten stürmten plötzlich Antifaschisten zum Haupteingang. Einer größeren Gruppe Hooligans und Nazis war es gelungen bis zu den Türen zu kommen. Die Polizei war ziemlich überrascht und eilte zur Tür. Aus meiner Beobachtung aus glaube ich, kam es zu keinem direkten Kontakt beider Gruppen. Laute Antifa-Rufe gab es. 

Die Polizei schloss erst darauf hin alle Türen des Haupteinganges bis auf zwei Türen rechts und links und stellte vor die geschlossenen Türen Hamburger Gitter auf.

Aber ich hatte Angst.
Die Hooligans waren in Stimmung. Gewaltiger Stimmung es krachen zu lassen. 
Die wenige Polizei konnte doch nicht überall sein, um uns vor ihnen zu Beschützen? Auf den Bahnhofsvorplatz kommt man ja immerhin nicht nur von einer Seite.

Die Hooligans und Nazis haben darauf hin noch mindestens zwei mal versucht zu uns vorzudringen. 

Als es auf Twitter hieß, die Demo der Hooligans und Nazis würde bald losziehen, sind Daniel / @rwolupo und ich wieder zum letzten Gleis hin. Und das was ich dort sah verschlug mir endgültig die Sprache.
Dort unten standen 2500-3000 Nazis und Hooligans, vielleicht auch mehr, vereint. Man sah Deutschlandfahnen. 
Noch immer waren sie nur mit Flatterband umzäunt. 

Herr Jäger, bei jedem Fußballspiel sind mehr Polizisten im Einsatz. Und wieso kommt man auf die Idee, bei einer solchen Demonstration Flatterband zu benutzen? Stellen Sie sich mal vor, die Hooligans und Nazis wäre plötzlich einfach los gelaufen... Durch den Bahnhof marschiert geradewegs auf uns zu? Durch Reisende, Antifas, aber auch ältere Menschen, Mütter mit Kindern.

Herr Jäger, wieso konnte sowas MITTEN in Köln zu gelassen werden? 
Sie sollten es besser wissen, dass Hooligans nicht irgendwo hinkommen und seelenruihg durch die Straße laufen und Konfetti und Glitzer werfen. 

Nachdem die Nazis und Hooligans losgezogen waren, sollten auch wir losziehen. Jemand sagte durch ein Megafon, dass wir dort in Seh- und Hörweite der Hooligans und Nazis kommen sollten. 
Das machte noch mehr Angst. Würden sie uns sehen oder gar hören, sie würden wahrscheinlich los stürmen.
Nach und nach kam die Meldung über Twitter rein, dass die Nazis und Hooligans eskalierten und Anwohner und Journalisten angriffen.
Als wir laut los zogen sei die Veranstalung beendet worden und einzelne Gruppen zogen durch Köln.
Wir entfernten uns vom Bahnhof und der Demo.
Sie hätten in jeder Gasse lauern und uns angreifen können.

Natürlich, Herr Innenminister, ich hätte die Veranstaltung verlassen können. Aber soll ich tatsächlich meine Gruppe alleine lassen? All die Gegendemonstranten? Ich hätte mich schlecht gefühlt. Fürchterlich schlecht. Freunde lässt man nicht im Stich. Ich bin überzeugt davon, dass es Menschen mit normalen Verstand braucht, die sich diesen menschenverachtenden Gruppe in den Weg stellt. 

Plötzlich standen wir an einem Platz mitten in Köln. Die Versammlung wurde aufgelöst, kurze Zeit später fuhren die ersten Polizeiwagen weg.
Eine große Gruppe ging zum AZ.  Wir wollten zum Bahnhof. Nach Hause reisen. 

Auf Twitter lasen wir, dass vereinzelte Gruppen Nazi und Hooligansgruppen wieder am Breslauer Platz waren. Wasserwerfer wurden eingesetzt. 

Wir setzten uns in die U-Bahn. Nervös dem entgegen denken, was uns gleich erwarten würde. Wir dachten die Chance sei hoch noch Züge ohne Hooligans und Nazis zu erwischen. 

Der Bahnhof war inzwischen von einer Seite abgesperrt. Türen dicht. 
Im Bahnhof liefen überall Nazis und Hooligans rum - in nicht gerade friedlicher Stimmung.
Ich hatte Angst mit Nazis und Hooligans einen Zug zu teilen, ich hatte Angst, denn sie waren schon lange nicht mehr friedlich.

Wir erwischten einen Zug ohne Nazis und Hooligans und verließen bedrückt, erschöpft, angeekelt und fassungslos Köln.

Herr Innenminister, übrig bleiben nun tausende von Fragen:
Wieso war keine Polizei in Zügen?
Wieso war so wenig Polizei an den Gleisen?
Wieso war bei dem gesamten Einsatz so wenig Polizei?
Wieso wurde die Versammlung nicht bereits beendet, als es Hitlergrüße, Stein- und Böllerwürfe sowie Vermmumung gab? (Bei letzteren werden weit aus kleiner Antifa-Demos dazu aufgerufen Vermummungen zu unterlassen und mit Versammlungsauflösung gedroht. Wieso hier nicht?)

Wie können Sie nur davon reden, dass dieses Polizeikonzept aufgegangen ist? 
Es wurden Schlagstöcke sowie Pfefferspray benutzt, so auch die Wasserwerfer, zudem ein Polizeiwagen umgeschmissen.
Herr Jäger, ein gelungenes Polizeikonzept sieht für mich anders aus.
Ich begrüße es sehr, dass sie versuchen weniger Polizei einzusetzen, auch im Stadion, aber hier war das ein großer Fehler. Wie kommt man auf so eine bescheuerte Idee?
Was hätte denn noch passieren sollen? 
Wann wäre es kein gelungens Polizeikonzept gewesen? 
Braucht es dafür noch höheren materiellen schaden? Mehr Verletzte? Vielleicht sogar Tote?

Lieber Herr Innenminister, es darf nicht sein, dass man Angst hat, wenn man gegen Nazis und Hooligans demonstriert. Es darf nicht sein, dass man sich allein wegen der Gruppe einschüchtern lässt.
Trotz dieser Angst, werde ich dem braunen Mob auch in Berlin und Hamburg entgegen treten und überallanders. Immer wieder. Irgendjemand muss was tun. Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. 
Was werden Sie gegen diesen braunen Mob tun?
Ich hoffe, dass Berlin und Hamburg besser mit der Situation umgehen. 

Überdenken Sie ihre Worte und gestehen Sie sich endlich mal Fehler ein. Verdammt noch mal.


Mit freundlichen Grüßen,
Sandra

Freitag, 24. Oktober 2014

Nazis blockieren - immer und überall?

Nationalsozialisten. Neo-Nazis. Nazis. 
Sie nehmen ihr Versammlungsrecht in Anspruch, um auf Kundgebungen und Demos ihre Ideologie zu verbreiten. In "schön" und nicht zu sehr rassistisch. 

Und jedes mal steht man vor der Frage: 
Wie reagieren wir? 

Vor und nach irgendwelchen Nazidemos wird man ja immer wieder mal in Diskussionen verstrickt, ob es nun sinnvoll, gar demokratisch ist, gegen Nazis zu demonstrieren oder sie sogar zu blockieren. 

Es werden Gegendemos angemeldet und zu Blockaden aufgerufen. Genauso, wie die Nazis von überall her mobilisieren, kommen auch Antifas aus dem ganzen Land angereist um gegen den braunen Mob zu demonstrieren. Ihnen zu zeigen, dass sie nicht erwünscht sind.

Doch ist das der richtige Weg?
Schenken wir den Nazis nicht damit die gewünschte Aufmerksamkeit? 
Springen wir damit nicht auf ihre Provokation an?
Man kann diese Frage mit "Ja" beantworten. Natürlich.

Gegner von Blockaden/Gegendemos sagen: Ignoriert sie einfach. Schotten dicht, Bürgersteige hochklappen, Geisterstadt. Nun, unterstellen wir mal, dass wirklich alle Anwohner die Fenster dicht, die Rolläden runter machten und wirklich niemand, der nicht Nazi oder Polizist ist, auf die Straße ginge. Was ist mit der Presse? Müsste nicht auch die Presse dann "still halten"? Wird die Presse still halten? Zauberwort: Pressefreiheit. 

Aber blicken wir mal in unsere Glaskugel. Was könnte passieren, wenn Nazis in Deutschland wirklich ungestört und ohne Gegenprotest ihre Sülze von sich geben würden

These 1: Wenn kein Gegenprotest sichtbar ist, machen die Nazis sich das zu eigen und werden (wie heute übrigens auch schon immer wieder) darüber berichten, dass offenbar viel schweigende Zustimmung im Volk herrscht und kaum Gegenprotest. 
Das könnte Menschen animieren, die sich nicht sicher sind, ob es falsch ist, rechts zu sein. Kein (oder wenig) Gegenprotest verbindet man halt mit einer guten Sache. 

These 2: Das internationale Ansehen würde beschädigt. Nicht nur, dass hier überhaupt Nazis demonstrieren dürfen, nein, sie tun dies auch noch völlig ohne Gegenwehr. Wie schnell wird der Vergleich zur NS-Zeit kommen?

These 3: Ohne Gegenprotest werden Nazidemos einen größeren Zulauf bekommen. Menschen, die auf populistische Parolen der rechten Parteien schneller reinfallen werden sich zunehmend solidarisieren und lernen: es ist kein Problem, dafür auf die Straße zu gehen. Sie trauen sich auf die Strasse zu gehen. 

Ziel von Blockaden ist es, dass die Nazis daran gehindert werden ihre Kundgebung zu machen. Ihnen die Demo/Kundgebung so schwer wie möglich zu machen. Das ist für uns der  richtige Weg. Solidarisch Nazis entgegentreten. Egal wann. Egal wo. Mit so vielen Menschen wie irgend möglich. 

Es kann nicht sein, dass sie ihr widerliches Gedankengut einfach so kundgeben können. 

Oder, zusammengefasst, wie ZSK es sagt: 

Unsere Stadt
Merkt euch das
Für euch ist kein Platz da
Alerta Alerta Antifascista

Wir stoppen eure Aufmärsche
Hetz-Propaganda
Alerta Alerta Antifascista

Egal wo ihr auftaucht
Wir sind zu erst da
Alerta Alerta Antifascista


Also: 

Sonntag, 26.10.2014, Köln 

Gruß,
@saendralein und @rwolupo

Dienstag, 16. September 2014

Warum Schulsozialarbeit so wichtig ist

Schon länger ist die Schulsozialarbeit ein Thema in der Haushalsdebatte im Landtag NRW, denn "Mit der Aussage, die Kosten für die Schulsozialarbeit nicht zu übernehmen, hat Andrea Nahles den Ball vom Bund zurück an das Land NRW und die Kommunen gespielt." [1]

Und diese haben kein Konzept.
"Die Landesregierung hat trotz mehrmaligen Ankündigungen in den Verhandlungen mit dem Bund keine befriedigende Lösung der Finanzierung der Schulsozialarbeit in NRW erreicht. Bis heute ist kein schlüssiger Plan B bekannt und vorhanden. Die Landesregierung trägt die Verantwortung dafür, dass zum neuen Schuljahr vielerorts die erfolgreiche und von ihr selbst gelobte Schulsozialarbeit zusammengekürzt wird. Es ist nötig jetzt zu handeln und die nötigen Mittel bereit zu stellen und sie durch ein Landesprogramm auch für die nächsten Jahre sicherzustellen" [3]
Den Kommunen fehlt vielerorts das Geld. Andere Schulen haben nicht mal Schulsozialarbeiter.


Schulsozialarbeit ist einer der wichtigsten Sachen, die eine Schule braucht, finde ich.
Dafür gibt es ganz simple Gründe:

(Achtung, Zitat aus einem CDU Antrag)
"Die  Schulen, an denen Schulsozialarbeiter im Einsatz sind, wollen nicht  mehr auf ihre Arbeit verzichten. Ihre Aufgaben reichen von  Elterngesprächen und Hausbesuchen über die Zusammenarbeit mit den  Jugendämtern bis hin zu Suchtprävention und Unterstützung bei  Mobbingfällen. Nicht selten sind Schulsozialarbeiter in  Krisensituationen die einzig gewollten Gesprächspartner von Schülerinnen und Schülern. Sie erfüllen Aufgaben, die die Lehrerin-nen und Lehrer im  Schulalltag häufig nicht mehr leisten können. Schulsozialarbeiter schaffen daher Raum für die Kernaufgabe an den Schulen in Nordrhein-Westfalen, für das Unterrichten. Dies trifft vor allem auf Schulen zu, die aufgrund der Zusammensetzung ihrer Schüler-schaft besonders intensive pädagogische Arbeit leisten müssen, wie z. B. auf  Schulen in sozialen Brennpunktregionen." [2]

Ich hatte an meiner alten Realschule nur Vertrauenslehrer. Ganz normale Lehrer mit einer Fortbildung, die ich vielleicht sogar noch im Unterricht hatte.
Es waren zwei Lehrerinen. Ich kam mit beiden gut aus. Aber auf einer ganz anderen Ebene.

Ich hatte ein Problem. Nein, sogar mehrere kleine. Und ich wusste nicht wohin damit. 

Irgendwann habe ich mit zwei anderen Lehrerinnen gesprochen, denen ich vertraute. Zu einem meine damalige Klassenlehrerin und zum anderen meine Lieblingslehrerin.
Heute bereue ich das.

Im Grunde habe ich nicht mal richtig Hilfe bekommen.
Die Klassenlehrerin gab mir eine Telefonnummer bei der ich mich melden sollte, die Menschen da könnten mit weiter helfen. 
Als hätte ich da jemals angerufen... Als hätte ich jemals mit dem Gedanken gespielt dort anzurufen... Ich wollte mich keinen weltfremden Menschen anvertrauen. Nicht am Telefon. 

Erst im Laufe der Zeit erfuhr ich, dass Lehrer keine Schweigepflicht haben.
Und so haben diese sich mit meinen Eltern zusammen gesetzt.
Die Klassenlehrerin hat sogar dem Schulleiter davon unterrichtet. Eine Dritte Person, die mich kannte. Eine Person, wo ich nicht wollte, dass diese es erfährt.
Ich bin sauer und enttäucht, dass meine Eltern davon erfahren haben.
Das meine Lehrerinnen mein Vertrauen "missbraucht" haben.

Manchmal helfen nicht nur nette Worte, sondern Taten.
Aus diesem Misstrauensbruch heraus habe ich alles weitere totgeschwiegen.
Habe so getan, als wäre alles wieder gut.
Ich hatte keine Lust auf Gespräche mehr mit meinen Lehrern. 
Keine Lust auf dumme Fragen meiner Eltern.

Es ist wichtig, dass Kinder/Jugendliche neben Freundinnen und Freunde, Eltern und Lehrer noch eine Bezugsperson haben, die einfach da ist.
Eine Person, mit der sie nicht Tage und Nacht verbringen.
Eine Person, die nicht die Eltern sind, denn vor allem in der Pubertät wird die Beziehung zu den Eltern eine andere.
Und zu Lehrern haben, wie ich oft fest stellen durfte, viele Kinder/Jugendliche keine gute Beziehung. Lehrer sind Menschen die da sind um Dinge beizubringen. Und wollen in den Augen von den Kindern/Jugendlichen oft nichts Gutes (Hausaufgaben, Strafarbeiten etc.)
Viele Kinder/Jugendliche sind froh, wenn sie raus aus der Schule sind und die Lehrer nicht mehr sehen müssen.

Ich hätte damals Schulsozialarbeiter gebraucht. Dringend.

Nicht alle Kinder/Jugendliche sind in einem Jugendzentrum angebunden oder in anderen Einrichtungen der Kinder/Jugendarbeit. 
Und hier muss die Schulsozialarbeit einspringen.
Es reicht kein "Sorgentelefon" - Kinder/Jugendliche brauchen einen Menschen, der da ist, den man schon mal gesehen hat, den man kennt, der einen aufmundernt anlächelt.

Die Schulsozialarbeit muss dringend erhalten bleiben!



Sonntag, 31. August 2014

Gebärdensprache in der Gesellschaft - ein Muss?

Sprache ist das Kommunikationsgut Nummer 1. Egal ob wir mit einem Menschen sprechen, oder mit einem Endgerät. Überall benutzen wir eine Sprache.

Englisch ist die Weltsprache. Schon in der ersten Klasse lernen die Kinder Englisch.
Schlicht und einfach: Man soll überall auf der Welt mit jedem Menschen durch die Weltsprache Englisch kommunizieren können.
In höheren Stufen wird lateinisch, spanisch, franzözisch oder auch niederländich angeboten.

Dabei vergessen wir aber etwas ganz Wichtiges: Wir können nicht einfach mit gehörlosen kommunizieren.
Wir grenzen sie unbewusst aus. Dabei ist das sogar bewusst, weil wir daran nichts ändern.
Wir geben uns in der Gesellschaft und auch individuell keine Mühe Gebärdensprache zu lernen.

Haben wir jemanden in der Familie oder im Freundeskreis ist es unüberwindbar. 

Aber wieso kommen wir nicht auf die Idee, Gebärdensprache zu lernen? Einfach so?

Wir können nicht von Gehörlosen verlangen, dass sie unsere Wörter einwandfrei von der Lippe ablesen können.
Wir müssen aufeinander zu gehen.

Ich halte es für dringend notwendig, dass alle Menschen Gebärdensprache lernen. Zumindest die Grundlagen, um auf irgendeiner Weise mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren.

In vielen Jobs kommt man in Berührung mit gehörlosen Menschen. 
Ich arbeite in einem Jugendzentrum und wieso sollte nicht auch dort jemand auftauchen, der gehörlos ist? 
Ich arbeite in der Gastro und da hatte ich bereits gehörlose Menschen als Gäste und war völlig überfordert.
Wie soll ich den richtig reagieren?
Zum Beispiel in Notsituationen? 


Grundlagen sind für mich zum Beispiel schlicht und einfach das ABC um damit Wörter/Sätze zu bilden und Fragen und Sätze für den Alltag.
"Brauchst du Hilfe?" 
"Alles in Ordnung?"
Dazu für jede Jobsparte andere Sätze.
Ein Mensch in der Jugendarbeit braucht eine andere Grundlage als jemand im Arbeitsamt.

Natürlich gibt es überall Möglichkeiten mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren. Mit Händen und Füßen, auf Dinge zeigen oder Dinge aufzuschreiben.

Aber ist das nicht diskriminierend? 
Wieso lernen wir Fremdsprachen? Wir können uns mit Menschen aus anderen Ländern auch mit Händen und Füßen kommunizieren.

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und mir verschiedene Ideen überlegt:


Idee 1 
Eine Art "Grundkurs" in Gebärensprache in den Klassen 5/6/7. Vielleicht auch schon eher. Aber ich glaube nicht später. Ich weiß nicht wie viele Stunden man braucht und ob man überhaupt einen "Grundkurs" deffinieren  kann. 
Ich meinte damit sowas wie die Buchstaben, die Zahlen und vielleicht einfache Sätze für den Alltag.

Idee 2 
Gebärdensprache in der (schulischen)Ausbildung mit in den Unterrichtsstoff zu bringen. In allen Arbeitsfeldern "kann urplötzlich mal" ein Gehörloser vor einem stehen. Und dann ist die Frage: Und jetzt? Zettelchen schreiben? Doof.

Idee 3
Für Menschen, die bereits ihre (schulische)Ausbildung beendet haben: Für die verschiedenen Jobs einen Weiterbildungskurs in Gebärdensprachen, die auf das Arbeitsfeld ausgerichtet sind. Optimal: mit Kostenübernahme

Idee 4 
(Dazu) Einen Kurs außerhalb der Schule anbieten. Was ich als eher schlechte Alternative gegenüber Idee 1 und 2/3 sehe, da viele womöglich gar keine Lust haben das zu machen und vielleicht noch gar nicht die Wichtigkeit davon einschätzen können.
Dabei wäre es wichtig, dass die Kurse nicht all zu teuer sind und vielleicht sogar gefördert werden. 

Ich glaube in der Theorie sind die Ideen recht "cool" und vor allem sinnvoll.
Eine andere Frage ist dann natürlich die Finanzierung aber womöglich noch eine andere Geschichte.

Daher würde ich erst mal wissen wollen, was Menschen, vor allem gehörlose Menschen und Menschen die sich im Bereich Gebärdensprache auskennen, von diesen Ideen halten. 

Gibt es eine Art Grundkurs? Und bringt das was?
Gibt es andere Alternativen?

Abschließend bleibt festzuhalten: Auf dem Weg zu Barrierefreiheit gibt es hier viel zu tun. Und sagen wir mal so: Das Geld ist dabei erst mal egal, weil die Idee als solches erst mal ausgereift und diskutiert werden sollten.

Sonntag, 22. Juni 2014

"Ich habe heute leider kein "Danke" für dich!"

Hallo ihr Lieben,

ich hätte nie gedacht, dass ein "Dankeschön" so viel Diskussionen auslösen kann. Ehrlich.

Nachdem ich letztes Jahr auf meinem ersten Bundesparteitag war und der BuVo dort entlastet wurde, war ich echt geschockt, dass es kein "Danke" der Basis gab. Das tut man einfach. Immer. Dazu später mehr.

Die @fidelisamica und ich hatten den Abend vor der Kommunalwahl bei lecker Bierchen bisschen gequatscht. Auch über dieses besagte "Danke" an den BuVo.

Sasa hat dann den Stein ins Rollen gebracht, ein Pad eröffnet und angefangen Leute anzuschreiben und gefragt ob sie sich an einem "Danke" beteiligen wollten. 

Im Grunde eine gute Idee aber ich finde es doof, dass sich einzelne Leute da zusammen tun und ein Danke sagen wollen und eine Kleinigkeit überreichen wollen. 
Es gehört sich, dass die ganze Basis "Danke" sagt. 
Diese oben genannte Aktion ist am Ende eine eher personenbezogene Aktion, die wieder viel Diskussion auslösen könnte.
Also haben wir mit einigen Leuten im Pad diskutiert die Landesvorstände zu fragen, ob sie sich an einem "Danke" beteiligen wollen.

MEIN Gedanke war einfach: Der LaVo vertritt einen Landesverband. Alle 16 Landesverbände = der Bund. Also sagt die ganze Basis danke indem der Landesverband einige Euros gibt.

Im Nachhinein ist es vielleicht sogar eine Aufgabe der BPT-Orga sich darum zu kümmern?!
Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir darüber reden und es fest verankern. 

Im Dezember hatten wir einen BuVo gewählt, von dem viele angetan waren.
Es gab uns allen einen positiven Schubs.
Im Grunde wurde gute Arbeit geleistet - sie gefällt nur nicht jedem. Aber kann ein BuVo es immer jedem recht machen?

Ich glaube, alle haben ihr bestes gegeben. Es ist schwer eine breite Masse zu vertreten und ein Statement o.ä. zu finden, das jedem gefällt.
Das klappt nicht - aber das ist ok. Das gehört dazu.
Es ist vieles schief gelaufen. Daher ist es nur fair dann zu sagen:

"Danke für eure Arbeit und eure Zeit die ihr geopfert habt. Es war eine schwierige Zeit aber ihr habt versucht euer bestes zu geben. Nicht jedem haben eure ganzen Entscheidungen gefallen aber das ist normal und okay. *Blumen überreich*"

Kritik und Verbesserungsvorschläge kann jeder selber von sich geben. Aber bitte vernünftig.
Viele haben das gemacht - eher unvernünftig. Kein Danke Dafür.

Was ich um dieses ganze "Danke" noch total bescheuert finde:

An diverse LaVos wurde der Antrag gestellt, sich bei dem "kBuVo"(!) zu bedanken. 
(Meinem aktuellen Wissenstand nach:)
NRW hat abgelehnt.
BW und Sachsen zugestimmt.

Ich.. also..ähm. 
Das ist beides lustig:
NRW will dem kBuVo nicht danke sagen, weil viele in NRW deren Entscheidungen kritisiert haben. 
BW und Sachsen will nur dem kBuVo danken, weil sie sich weiter den Arsch aufgerissen haben und dem restlichen scheibar nicht, weil die total doof waren.

Es geht aber nicht darum ob euch oder der Basis gefällt was die gemacht haben.
Wie oben gesagt. Man sagt dann entsprechendes. 
Das wissen die selber.

Es ist auch nicht die feine Art zu sagen "Nö, wir sagen nicht danke" das ist unfair und das falsche Signal. 
Ich sage dem NRW LaVo ja auch nicht nicht Danke, nur weil diese diesen Antrag abgelehnt habt - oder weil sier hier und da doofe Entscheidungen getroffen haben. 
 
Jeder Vorstand reißt sich den Arsch auf, alle investieren Zeit und zeigen ihre Gesichter der Öffentlichkeit. Am Ende war es deren Entscheidung, natürlich.

Aber ich bedanke mich dafür bei euch. Weil ich es womöglich nicht tun würde und es irgendwen braucht der das tut.

Ich bitte euch alle darüber nachzudenken.
Ein Danke gehört sich. Immer. Da hat jemand einen Job erledigt und beendet seine Amtszeit. Hierfür sollten wir als Partei lernen einfach Danke zu sagen. Ob wir mit der Arbeit immer so einverstanden waren, spielt erstmal eine untergeordnete Rolle. Ein "Danke" tut nicht weh und ist eine Wertschätzung für geleistete Arbeit und investierte Zeit. 

Wie das dann abläuft, ist (mir) eigentlich egal. Ob es beim BuVo dann eben die Landesvorstände sind oder die BPT-Orga. 
Hauptsache, es nimmt jemand stellvertretend für die Partei in die Hand.

Sasa hat nun mit der Bundesgeschäftstelle gesprochen. Dort besorgt noch jemand Blumen und dazu wird noch was besorgt und die Orga ist auch mit einbezogen. 

Wir dürfen aber neben den Vorständen nicht alle anderen vergessen.
Alle, die im Hintergrund arbeiten und Sachen funktionieren lassen.
Sagen wir doch auch diesen Menschen einfach mal Danke.

Ich schäme mich dafür, dass hier immer nur gemeckert wird und nicht mal "Danke" gesagt wird, dass nicht ordentlich kritisiert wird sondern bei Fehlern immer drauf gehauen wird.
 
Wir müssen da mal was tun und vielleicht muss mal jeder sich selber reflektieren.
Habe ich schon mal danke gesagt?
Ist das alles so selbstverständlich?
 
Und jetzt steht auf oder nehmt das Telefon in die Hand oder die Tastatur unter die Hände und schreibt einer oder zwei oder drei oder vier oder fünf oder... Person/Personen "Danke".
Vielleicht einer Person, der ihr noch nie "Danke" gesagt habt. 
Ladet wen auf ein Bier ein. 
Gebt jemanden eine Umarmung oder ein offenes Ohr. 

Ohne diese vielen Menschen die da so viele Dinge tun, würden wir in keinem Rat oder Landtag sitzen, wir würden noch unkoordinierter durch unsere Partei irren und keine Parteitage haben geschweige denn irgendwelche Tools.
Irgendwann würde sich jemand hinsetzten und das machen, so, wie das vor ein paar Jahren gemacht wurde.
Aber dieser jemand steckt da eine Menge Arbeit rein. 

Bedankt euch. Richtig. Nicht in einer Liste, die ihr unterzeichnet. Sondern in einem Gespräch. Vielleicht sogar am Wochenende in Halle?!

Danke für eure Aufmerksamkeit.
 

Freitag, 20. Juni 2014

Zwei Blogs? Zwei Blogs!

Hallo,
mein Name ist Sandra oder auch Saendralein oder auch Sandra Ja.
Und ich habe nun zwei Blogs.

Zwei Blogs? Zwei Blogs!
Warum? Darum!

Auf www.saendralein.de findet ihr folgende Maske:




Ich möchte Privates und Politik trennen. Ich möchte aber vor allem auch Euch die Gelegenheit geben, zu entscheiden, was ihr von mir lesen wollt. 
Unter anderem darum, weil ich viele Follower habe, die mir nicht wegen der Piraten folgen - sie sind mir bereits vor den Piraten gefolgt.

Unter "Sandra Ja" findet ihr politiches Zeug. Sandra Ja ist mein fast vollständiger Name, den ich nicht Preis geben möchte. Irgendwann werde ich das womöglich machen müssen. Aber bis dahin ist noch Zeit. Lange Zeit. 
Unter "Saendralein" findet ihr mein privates Zeug und alles andere. Dafür suche ich noch einen anderen Namen. Aber das "kannnochJahredauern" <-- übrigens eine Idee dafür. Weil ich für Entscheidungen lange brauche. Grundsätzlich. 

Interessiert Ihr Euch eben nur für meine private Seite, dann lest nur das, was ich unter Saendralein veröffentliche. Interessiert Ihr Euch nur für meine politischen Blogposts, lest ihr nur Sandra Ja.
Unten im Feed ist beides zu finden in der Reihenfolge der letzten Posts.

Ich möchte Politik und Privates trennen. 
Das sind zwei Paar Schuhe. 
Das ist wie Job und Privates zu trennen. 
Das macht man auch. 
Mir ist das wichtig.

Man kann Politik und Privates nicht immer trennen. Natürlich nicht. Das ist schwer. 
Auch weil, wie ich finde, ein Politiker es ausmacht zu zeigen, dass man ein normaler Mensch ist.

Trotzdem möchte ich Dinge als Privatmensch sagen können ohne, dass es es direkt auf mein Partei zurück fällt. Weil ICH das sage und nicht alle anderen Piraten gleicher Ansicht sind. 
Wieso soll ich nur noch als ein Mensch einer Partei gesehen werden, wenn ich in einer Partei bin?
Man trägt Verantwortung. Natürlich. Trotzdem sollte man Dinge auch als Privatmensch sagen dürfen.

Ich wünsche mir das nicht nur für mich, sondern für alle andere. 
Was hat das mit Politik oder der Partei zu tun, wenn ein Mensch aus der Politik privat etwas zu heftig feiert und dann irgendetwas peinliches passiert? Hinfällt zum Beispiel. Genau: nichts!

Auf Twitter z.B. habe ich zwei Listen: Einmal nur Politik und einmal alles andere. 
Wenn ich keine Lust auf Politik habe, lese ich nur die andere Timeline. 
Das kommt in letzter Zeit öfter vor.

Es ist meine Entscheidung, was ich der Welt preisgebe. Und das tue ich auf Twitter und meinem Blog. Informationelle Selbstbestimmung.
Ich erzähle euch viel. Glaubt ihr. Ich erzähle euch vieles nicht. Das weiß ich.

Ich finde es ok, wenn interesse an meinem Privaten da ist. Das interessiert mich bei der ein oder anderen Person des öffentlichen Lebens auch.
Ich finde es ok euch zu erzählen wenn ich mal nicht so gut drauf bin, ich verletzt wurde oder geweint habe. Das macht mich als Mensch ja eben aus. 
Ich entscheide aber selber, wann genau ich das tue und auch auf welchem Blog. Es gibt Dinge die sind für die Politik einfach total unbedeutend. 

Die Trennung funktioniert in unserer Gesellschaft heute nicht, morgen wird  das auch nicht passieren und nächtes Jahr auch nicht - aber vielleicht irgendwann mal. Das wäre schön.

Freitag, 23. Mai 2014

Wahlplakate: Ist das sinnvoll oder kann das weg?

 "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen."
– Loriot"
Wo Loriot recht hat, hat er recht.
Plakate gibt es schon lange.
„Das Spannende ist: Das Plakat ist gar kein so modernes Mittel, wie man annehmen würde. Schon in der Antike gab es Vorläufer, als Kommunikationsform taucht es auch im 16. Jahrhundert in den Niederlanden auf, und zwar bereits für politische Zwecke. Während des Befreiungskrieges gegen Spanien schrieben die Spaniengegner ihre Proteste auf große Zettel, auch bereits mit großen Lettern, und "plakten" sie dann überall an die Wände. Deswegen nannte man sie "Plakatten" – der Ursprung unseres Wortes "Plakat".“ [1]
Hier kann man sich „Wahlwerbung im Wandel der Zeit“ ansehen.
Erste Berührung
Wenn ich an ein "Meer aus Plakaten" denke, denke ich immer an dieses Bild, wobei das „Meer aus Plakaten“ dieses Jahr noch eine ganz andere Bedeutung bekommen hat.
Bild Münster4Life
Landtagswahlen 2012.
Das ist total an mir vorbei gegangen. Ich habe mich erst ein Jahr später mit Politik beschäftigt.

Plakatierung revolutionieren?

Wir haben das Jahr 2014. Am Sonntag sind Kommunal- und Europawahlen.
Zwei Wahlen. Zwei Plakat-Designs - pro Partei.
Jetzt hängt alles voll und zerstört das schöne Stadtbild und nervt Menschen.
Bild: Westfälische Nachrichten

Spannend ist dieses Video hier aus Bochum welches die ganzen Wahlplakate zur Bundestagswahl zusammenzählt. http://www.bochumschau.de/wahlwerbung-wahlplakate-wahn-wald-bochum-2013.htm
Ich glaube, wir sollten mit der Zeit gehen. Ich kenne überwiegend nur Menschen, die die Plakate nerven.
Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Westfälischen Nachrichten Münster.
Quelle: http://www.wn.de/Muenster/1568706-Behindernde-Werbung-Radfahrerin-verletzt-sich-an-Wahlplakat Stand der Umfrage: 23.05.2014 2:25 Uhr
Keinen Politikverdrossenen wird man mit Plakaten an die Politik locken können.
Man kann auch keinen Vegetarier mit Fleisch in ein Restaurant locken.
Der Wahlkampf findet nun parallel auch immer mehr im Internet statt. 
Da machen die Parteien fürchterlich lustige Wahlwerbespots.
Ich finde aber, dass das Plakatieren revolutioniert werden muss.
Ich glaube Plakate sind ein elendes Leid, was man einfach weiter mit sich rumschleppt.
Wie ein Klotz am Bein - weil man den einfach immer dabei hat. Es machen ja alle und man hat es schon immer so gemacht.
Erst mal kann ich aus eigener Erfahrung sprechen:
Mich hat natürlich kein Wahlplakat überzeugt.
2012 war ich glaube ich auch nicht gerade angetan von den Plakaten. Auch, weil ich mich dafür noch nicht interessiert habe.
Zu den Piraten bin ich ganz ohne Plakate gestoßen.
2013 habe ich Plakate selber mit auf- und abgehangen. Es war so nervig. Wir lassen das keine Agentur machen.
2014 bin ich nach wie vor genervt. Ein Plakatenmeer. Diverse Parteien plakatieren das gleiche Plakat an zehn Bäumen. Hintereinander. 
Leere Versprechen hängen da einfach so rum.
WIR BRAUCHEN MEHR LATERNEN UND BÄUME.
In meinem Heimatort aber, wo es keine Piraten gibt, muss ich mich andersweitig umsehen. Da habe ich die Plakate für ein Basiswissen auch genauer unter die Luppe genommen. Zwei Parteien würden in Frage kommen. Alle anderen anhand der Wahlplakate nicht. 
Wieso wundern, wir uns eigentlich, wenn Plakate zerstört werden?
Ich will niemanden dazu aufrufen, noch finde ich das super toll, aber wenn man sich nun in die Lage eines Menschen versetzt:
Plakate nerven: Plakate müssen weg.
Plakate sind sinnlos: Plakate müssen weg.
Plakate haben keinen Inhalt: Plakate müssen weg.
Partei X hat alles noch schlimmer gemacht: Wut wird ausgelassen.
Abgerissene Plakate liegen auf dem Boden und stören Auto und Radfahrer.
Und belasten die Umwelt. Oder verletzen eine Radfahrerin.
Plakate kosten Geld, Zeit und Energie.
Doch: Sollten Plakate gar nicht mehr eingesetzt werden?
Die Idee fand ich ja erst sehr sehr gut. 
Aber durch das nicht aufhängen der Plakate bekommt der ein oder andere Mensch gar nicht nicht, dass Wahlen sind.
Kleine Parteien, die sowieso eher im Unter/Hintergrund sind wie die UWG oder die ÖDP, haben überhaupt keine Chance irgendwie auf sich aufmerksam zu machen oder eher eine viel viel geringere.
CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne – vielleicht auch noch Piraten - Kennt man -Weiß man - Wählt man.
Meine Alternative zu den Plakaten an Laternen und Bäumen sind sogenannten „Sammelständer.“
 
 
Eine schöne Alternative wie ich finde. Die Stadt baut die Teile vor der Wahl auf und nach der Wahl wieder ab. Die Parteien kleistern ihre Plakate selber dran (oder ihre Agenturen).
Jede Partei hätte gleiche Chancen zu plakatieren.
Das Stadtbild wird nicht zerstört.
Die Kosten sind geringer.
Papier wird nicht in hohen Massen verbraucht. 
Sie können ggf. überklebt/sprayt (wie jetzt auch) aber nicht so leicht abgerissen werden und sie behindern keine Fahrbahn oder die Sicht auf Straßenschilder oder ähnliches.
Wenn das kleine bisschen ordentlich vom Ordnungsamt kontrolliert wird, kann so was auch nicht mehr passieren:
Eine weitere kostengünstige Möglichkeit Großplakate aufzuhängen, sind Planen und Bauzäune. 
Kleine Parteien mit weniger Geld kommen auf gute Ideen.
Man nehme einen Bauzaun, lässt eine Plane bedrucken und hängt es dann an den Bauzaun. 
Das tolle: man kann sie auch wieder benutzen. In anderen Wahlkämpfen. 

Das "Auseinandersetzen" mit dem Plakat 

Ich möchte auf die Fragen von Ulrich Gelsen antworten: 
„Es ist wieder soweit. Wahlkampf. Und woran erkannt man, dass Wahlkampf ist? Natürlich an den Plakaten. Sie sind das sichtbarste Zeichen. Und leicht zu zerstören. Warum machen Menschen das? Hat das einen Sinn?“
Es ist womöglich blinde Wut die sie auslassen.
Ich zitiere mich selber:
„Plakate nerven, Plakate müssen weg.
Plakate sind sinnlos, Plakate müssen weg.
Plakate haben keinen Inhalt, Plakate müssen weg.
Partei X hat alles noch schlimmer gemacht, Wut wird ausgelassen.“
Es ist eine Art Auseinandersetzung mit der Politik bzw. der Partei, ohne dirket auf einen Menschen anzutreffen und elendes Geschwätz ertragen zu müssen.
Oft werden Plakate auch beschmiert oder bemalt.
Ich sehe das als Feedback – auch wenn es Vandalismus ist. Die Plakate die da hängen gehören immer noch der Partei. 
Ich mag dazu keinesfalls aufrufen.
Ich würde das, was andere Zerstörung von Plakaten nennen, in vier Kategorien aufteilen:
1) Kunst
2) Kritische Auseinandersetzung
3) Beschmieren
4) Zerstören
Kategorie 2 gefällt mir am besten, ich finde das total spannend.
Kunst ist schön.
Beschmieren und zerstören eher doof.
Ich will euch im Folgenden mal zeigen, was ich in welche Kategorie packen würde. Natürlich kann man einiges von 1) und 2) auch zu beschmieren packen. Trotzdem ist es eine kritische Auseinandersetzung. 
Manch einer mag das alles ganz anders einsortieren und weiter hin als Vandalismus abstempeln. Auseinandersetzung hin oder her.