Lieber IM Jäger,
als ich den Aufruf zur Demo HoGeSa angemeldet durch den stellv. Vorsitzenden von Pro NRW
sah, war mir klar, dass ich dort hinfahren werde und an der
Gegendemonstration teilnehmen werde. Gegen Nazis. Immer und Überall.
Mehr dazu:
Am Sonntagmorgen fuhre ich gegen 12:30 Uhr mit Daniel Düngel nach
Köln. Schon am Bahnhof Oberhausen trafen wir eine Gruppe von ca. 50
oder mehr Hooligans und NeoNazis (im weiteren einfach nur Nazis). Ich
fühl mich von großen Gruppe Menschen, die bereits am frühen morgen und laut gröhlt bedroht.
Schon vor einigen Tagen wurde bekannt, dass weit mehr als 1000 Leute auf Facebook der Veranstalung zugesagt haben. Wieso wird nicht gehandelt? (Der Polizeieinsatzleiter sagt gerade in der P, dass sogar mit 4000 Hooligans gerechnet wurde)
Städte mit vielen Hooligans und Nazis sollten meiner Meinung nach bei der Polizei bekannt sein.
Im Bahnhof Oberhausen hätte Polizei stehen müssen.
In
Duisburg ist eine riesen Gruppe von mehr als 100 Hooligans und Nazis in
den Zug dazugestiegen. Viele Menschen haben sich in den ersten Zugteil
gequetscht, um nicht mit den laut gröhlenden Hools in einem Wagon sitzen
zu müssen. Aber again: Wo war die Polizei?
In Düsseldorf ist ebenfalls eine sehr große Gruppe dazu gestiegen. Und wieder: Wo war die Polizei?
Ich
hatte ja noch ein wenig die Hoffnung, dass in Köln Messe Deutz ein paar
Polizisten dazu steigen. Ich sollte einfach aufhören zu hoffen.
In
Köln habe ich direkt aus den Fenstern geschaut um zu sehen wie das am
Bahnsteig aussieht. Ich habe zwei Gruppen von ungefähr 10 Polizisten
gesehen. An zwei verschiedenen Stellen.
Wir stiegen vorne aus und blieben auf Abstand zu den Treppen. Der Zug erbrach Hunerte
Hooligans und Nazis und es hörte nicht auf. Sie riefen rechte Parolen
und waren vermummt. Sagen wir mal so: Hätten sie uns verprügeln wollen,
auch normale Reisende, wäre ihnen das ohne große Anstrenung gelungen.
Ich hatte Angst. Sie waren laut und .
Als nächstes sind Daniel und ich zu den letzten Gleisen
gegangen, wo man den Breslauer Platz gut sehen konnte. Bereits diese
Anzahl an Hooligans und Nazis waren sehr erschreckend und beängsigend.
Die Hooligans und Nazis waren mit Flatterband "eingekesselt".
Letzte Woche, als ich in Wuppertal war, waren 40 Nazis Hamburgerittern eingezäunt. Die Gegendemo war auch nicht besonders riesig.
Wieso waren die Nazis und Hooligans nicht so eingezäunt?
Als
wir duch den Bahnhof zurück gingen, liefen im Tunnel vereinzelt
Hooligans und Nazis in Gruppen rum. Besonders viel Polizei war weder
oben vom Bahnsteig zu sehen, noch im Tunnel.
Am
Dom angekommen war nicht so viel los wie auf der anderen Seite. Noch
währen wir uns ein wenig orientierten stürmten plötzlich Antifaschisten
zum Haupteingang. Einer größeren Gruppe Hooligans und Nazis war es
gelungen bis zu den Türen zu kommen. Die Polizei war ziemlich überrascht
und eilte zur Tür. Aus meiner Beobachtung aus glaube ich, kam es zu
keinem direkten Kontakt beider Gruppen. Laute Antifa-Rufe gab es.
Aber ich hatte Angst.
Die Hooligans waren in Stimmung. Gewaltiger Stimmun es krachen zu lassen.
Die
wenige Polizei konnte doch nicht überall sein, um uns vor ihnen zu
Beschützen? Auf den Bahnhofsvorplatz kommt man ja immerhin nicht nur von
einer Seite.
Die Hooligans und Nazis haben darauf hin noch mindestens zwei mal versucht zu uns vorzudringen.
Als es auf Twitter hieß, die Demo der Hooligans und Nazis würde bald losziehen, sind Daniel und ich wieder zum letzten Gleis hin. Und das was ich dort sah verschlug mir endgültig die Sprache.
Dort unten standen 2500-3000 Nazis und Hooligans, vielleicht auch mehr, vereint. Man sah Deutschlandfahnen.
Noch immer waren sie nur mit Flatterband umzäunt.
Herr
Jäger, bei jedem Fußballspiel sind mehr Polizisten im Einsatz. Und
wieso kommt man auf die Idee, bei einer solchen Demonstration
Flatterband zu benutzen? Stellen Sie sich mal vor, die Hooligans und
Nazis wäre plötzlich einfach los gelaufen... Durch den Bahnhof
marschiert geradewegs auf uns zu? Durch Reisende, Antifas, aber auch
ältere Menschen, Mütter mit Kindern.
Herr Jäger, wieso konnte sowas MITTEN in Köln zu gelassen werden?
Sie
sollten es besser wissen, dass Hooligans nicht irgendwo hinkommen und
seelenruihg durch die Straße laufen und Konfetti und Glitzer werfen.
Nachdem
die Nazis und Hooligans losgezogen waren, sollten auch wir losziehen.
Jemand sagte durch ein Megafon, dass wir dort in Seh- und Hörweite der
Hooligans und Nazis kommen sollten.
Das machte noch mehr Angst. Würden sie uns sehen oder gar hören, sie würden wahrscheinlich los stürmen.
Nach
und nach kam die Meldung über Twitter rein, dass die Nazis und
Hooligans eskalierten und Anwohner und Journalisten angriffen.
Als wir laut los zogen sei die Veranstalung beendet worden und einzelne Gruppen zogen durch Köln.
Wir entfernten uns vom Bahnhof und der Demo.
hättenn jeder Gasse lauern und uns angreifen können.
Natürlich,
Herr Innenminister, ich hätte die Veranstaltung verlassen können. Aber
soll ich tatsächlich meine Gruppe alleine lassen? All die
Gegendemonstranten? Ich hätte mich schlecht gefühlt. Füchterlich schlecht. Freunde lässt man nicht im Stich.
Plötzlich standen wir an einem Platz. Die Versammlung wurde aufgelöst, kurze Zeit später fuhren die ersten Polizeiwagen weg.
Eine große Gruppe ging zum AZ. Wir wollten zum Bahnhof. Nach Hause reisen.
Auf Twitter lasen wir, dass vereinzelte Gruppen Nazi und Hooligansgruppen wieder am Platz waren. Wasserwerfer wurden eingesetzt.
Wir
setzten uns in die U-Bahn. Nervös dem entgegen denken, was uns gleich
erwarten würde. Wir dachten die Chance sei hoch noch Züge ohne Hooligans
und Nazis zu erwischen.
Der Bahnhof war inzwischen von einer Seite abgesperrt. Türen dicht.
Im Bahnhof liefen überall Nazis und Hooligans rum in nicht gerade friedlicher Stimmung.
Ich hatte Angst mit Nazis und Hooligans einen Zug zu teilen, ich hatte Angst, denn sie waren mehr friedlich.
Wir erwischten einen Zug ohne Nazis und Hooligans und verließen bedrückt, erschöpft, angeekelt und fassungslos Köln.